Warum CSR auch Kommunen etwas angeht

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​veröffentlicht am 1. Juli 2021

 

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Klimawandel, Ressourcenverknappung, Umweltverschmutzung und wachsende soziale Ungerechtigkeit. Die Liste der globalen Herausforderungen ist lang und die verbleibende Zeit, sie anzugehen, vergleichsweise kurz. So kurz, dass mancherorts bereits der Klimanotstand ausgerufen wurde. In Deutschland verpflichtete sich Konstanz 2019 als erste Stadt, den Klimaschutz in den Fokus politischer Entscheidungen zu rücken und geeignete Maßnahmen abzuleiten, um zur Erfüllung des Pariser Klimaschutzabkommens beizutragen.

 

Zahlreiche weitere Gemeinden und Städte (wie Münster, Heidelberg, Kiel etc.) folgten dem Beispiel. Der gesellschaftliche Druck nimmt zu: Private Wirtschaftsunternehmen sehen sich in der Pflicht, ihren Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit zu leisten. Doch auch bei Kommunen, Gemeinden und Städten besteht Handlungsbedarf, das Potenzial zur Steigerung von Nachhaltigkeit auf all ihren Ebenen tiefer auszuschöpfen und damit bestenfalls nicht nur ein Mindestmaß an Verantwortung zu übernehmen, sondern auch zum Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit zu werden.

 

Zwar wird der Begriff Nachhaltigkeit im alltäglichen Sprachgebrauch häufig mit ökologischer Nachhaltigkeit gleichgesetzt, er birgt allerdings eine Vielzahl an Facetten. Nachhaltigkeitsmanagement (oder CSR – „Corporate Social Responsibility”) findet neben dem Schutz natürlicher Ressourcen auch in der umsichtigen Besiedelung und Flächennutzung, in der Mobilitätswende sowie im Sozial- und Gesundheitswesen statt – Bereiche, auf die Gemeinde und Städte oft direkt Einfluss nehmen können. 


Vorsprung durch Nachhaltigkeit

Im kommunalen Bereich bündeln sich beinahe alle Themen der nachhaltigen Entwicklung. Als Punkt des Zusammentreffens der Interessen von Gewerbe und Bevölkerung können Ideen und Veränderungen zudem unmittelbaren Einfluss in alle Bereiche der Gesellschaft nehmen. So werden Kommunen zu geeigneten Dreh,- und Angelpunkten für die notwendige Trendwende. Leider werden Bemühungen rund um Nachhaltigkeit noch allzu oft primär mit einem hohen finanziellen und planungsbezogenen Aufwand assoziiert und dabei potenzielle Benefits übersehen. Bereits innerhalb der eigenen Verwaltungsgebäude eröffnet sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie etwa die Steigerung der Energieeffizienz oder Schritte in Richtung Dekarbonisierung mithilfe von Eigenerzeugung von Photovoltaikstrom auf Dach- und an Fassadenflächen. So wird nicht nur der ökologische Fußabdruck kleiner, sondern die Kommune investiert in ihre Arbeitgebermarke (#modern, #verantwortungsvoll, #Vorreiter). Bei der Wahl des Arbeitgebers spielt CSR eine zunehmend große Rolle und wird damit zum Zünglein an der Waage für das Recruiting qualifizierter Arbeitskräfte. Beim Werben um neue Kolleginnen und Kollegen aus jüngeren Generationen geht es eben auch darum, sich als moderner, zukunftsgerichteter Arbeitgeber zu präsentieren und das Gefühl zu vermitteln, an einem großen Wandel teilzuhaben und einen wesentlichen Beitrag zu leisten.


Indem sich Gemeinden, Städte und Kommunen mit den Auswirkungen ihres Handelns befassen, Chancen und Risiken identifizieren und transparent über ihre Ziele und Maßnahmen berichten, treten sie aktiv in den Dialog mit ihren Stakeholdern. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung kann als Anlass genutzt werden, um Verbesserungsprozesse im Management zu initiieren und die Zukunftsfähigkeit der Organisation zu sichern.

 

Initiativen wie das CDP (ehemals Carbon Disclosure Project) bieten eine globale Plattform zur Messung, Verwaltung und Offenlegung von Umweltdaten, wobei sich besonders ambitionierte Kommunen auch über Auszeichnungen freuen können.1 Das fördert die öffentliche Reputation. Zudem wird Raum geboten, sich von Projekten und Ideen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen inspirieren zu lassen – national wie international. Von einem kommunalen Nachhaltigkeitsmanagement profitiert man auch außerhalb des lokalen Rathauses. Es kann wesentlich zur Sicherung der örtlichen Lebensqualität beitragen und die Attraktivität der Kommune für Bürgerinnen und Bürger sowie das Gewerbe erhöhen.

 

Daneben wird das Vertrauen der Bewohnerinnen und Bewohner in die regionale Politik durch transparente,
glaubwürdige Berichterstattung deutlich gestärkt. Über die eigenen Ortsgrenzen hinaus können auch benachbarte Kommunen von den gesammelten Erfahrungen profitieren. So entstehen lokale Netzwerke, die vor allem in ländlichen Gebieten vorhandene Potenziale synergieartig aktivieren. CSR steht für Zukunft und Gemeinschaft. Nur wer sich danach ausrichtet, kann auch gegenwärtige Herausforderungen erfolgreich meistern und langfristig die Früchte dieser Erfolge ernten.

 

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Ziele erreichen: CSR als Kreislauf

So eingängig CSR und sein Nutzen sein mag, so komplex kann sich seine tatsächliche Umsetzung gestalten. Generell empfiehlt es sich, Nachhaltigkeitsmanagement als zyklischen Prozess zu betrachten (siehe Abbildung), der im ersten von 3 Schritten mit dem Erfassen des Status quo beginnt. Eine solche Bestandsaufnahme muss dabei bereichsübergreifend stattfinden, wodurch sie schnell zur strategischen Managementaufgabe wird. In Kooperation mit regionalen Partnern (bspw. den örtlichen Stadtwerken) und verschiedenen Stakeholdern (wie z. B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Controlling oder lokale Bürgerinitiativen) werden sorgfältig Daten erhoben, die die Basis eines jeden Nachhaltigkeitsberichts bilden.

 

Nachdem klar ist, wo die Kommune in Sachen Nachhaltigkeit momentan steht, sollten Überlegungen dazu folgen, wo sie mittelfristig stehen möchte und wie der Weg dahin aussehen könnte. All das wird in einer Nachhaltigkeitsstrategie festgehalten, deren Unterteilung in mehrere Handlungsfelder sich als sinnvoll erweist:2

  1. Politik: Hier wird darauf geachtet, dass kommunalpolitische Vorgänge transparent gehalten und Bürgerinnen und Bürger aktiv in Planungen und Entscheidungen einbezogen werden.
  2. Wirtschaft: In diesem Themenfeld soll für eine Stärkung der regionalen Wirtschaft Sorge getragen und entsprechende Infrastruktur geschaffen werden.
  3. Ökologie: Sowohl in Bezug auf Klimaschutz, Ressourcenschonung als auch Biodiversität kann dieses
    Handlungsfeld positive Entwicklungen anstoßen.
  4. Sozialwesen: Hier spielen nicht nur Teilhabe, Gleichbehandlung und Chancengerechtigkeit eine Rolle, sondern auch ein qualitativ hochwertiges Bildungs-, Freizeit- und Gesundheitsangebot.

 

Grafik Kommunales Nachhaltigkeitsmanagement

 

Kommunales Nachhaltigkeitsmanagement (Kreislaufmodell)


Ein „Fahrplan”, der alle diese Themen umfasst, kann Kommunen dabei helfen, Prioritäten zu setzen und konkrete Ziele zu definieren, die die Entwicklungsrichtung für die nächsten Jahre vorgeben. Einem festgelegten Haushaltsplan – dem Nachhaltigkeitsbudget – folgend wird anschließend mit der tatsächlichen Umsetzung nachhaltigkeitsfördernder Maßnahmen begonnen. So kann unangenehmen Überraschungen vorgebeugt und zu jeder Zeit der Überblick über die Finanzen gewahrt werden. Der Kreislauf schließt sich mit der Kontrolle der Maßnahmen, indem der neue Status quo mit dem vor den Bemühungen verglichen wird.3


Natürlich weist jeder Ort spezifische Gegebenheiten auf – ein Patentrezept gibt es nicht. In ihren Bemühungen werden Kommunen allerdings durch eine Vielzahl an Förderangeboten unterstützt. Exemplarisch soll hier die deutschlandweite „Kommunalrichtlinie” des Bundesumweltministeriums genannt werden: Von Radwegen über Energie,- und Umweltmanagementsysteme bis hin zu Potenzialstudien wird eine breite Auswahl verschiedener Maßnahmen gefördert, die im Sinne des Klimaschutzes zur Steigerung der Lebensqualität vor Ort beitragen und „grüne” Investitionen in regionale Wertschöpfungsketten vorantreiben. Das Programm läuft bis zum 31.12.2022 und ermöglicht Förderungen von bis zu 100 Prozent des Gesamtaufwands.4


Fazit

Kurz gesagt gilt: Nachhaltigkeit und ihr Management sind im 21. Jahrhundert unabdingbar. Dies betrifft nicht nur wirtschaftliche Unternehmen, sondern insbesondere auch Städte und Kommunen. Damit die mittel- bis langfristigen Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung und der Vereinten Nationen erfüllt werden, bedarf es des Engagements aller.

 

Kommunen und Städte sollten sich als Vorreiter positionieren und langfristige Lösungsansätze entwickeln, die eine nachhaltige Entwicklung der Region fördern und von den Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen werden. Mithilfe eines nachhaltigkeitsbasierten Managementansatzes und einer transparenten Berichterstattung realisieren Kommunalverwaltungen vielfältige Nutzenpotenziale. Wo stehen Sie? Welche Chancen und Risiken ergeben sich für Ihre Gemeinde? Packen Sie es an!


Auf Ihrem Weg zu einer nachhaltigen Kommune unterstützen Sie unsere Expertinnen und Experten bei Rödl & Partner gerne.

 

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1 https://www.cdp.net/en/cities
2 https://www.nachhaltigkeitsstrategie.de/kommunen/kommunen-nachhaltigkeit/handlungsfelder-leitsaetze

3 https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Monitor_Nachhaltige_Kommune/MNK_Leitfaeden.pdf
4 https://www.klimaschutz.de/kommunalrichtlinie

Kontakt

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Sarah Schmidt

M.A. Sustainability Economics & Management

+49 911 9193 3728

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