Die Alianza del Pacífico – die jüngste Wirtschaftsunion Lateinamerikas

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Ein Jahr nach ihrer Gründung 2012 sind die Staatschefs der vier Gründungsmitglieder der Alianza del Pacífico (Chile, Peru, Kolumbien und Mexiko) in der kolumbianischen Stadt Cali zusammengekommen, um die gemeinsamen Wirtschaftsziele des neuen lateinamerikanischen Wirtschaftsbündnisses zu bekräftigen. Im Rahmen der Gespräche wurde auch über die Aufnahme weiterer Länder diskutiert. Voraussetzung für eine Vollmitgliedschaft ist der Abschluss von Freihandelsabkommen mit allen Mitgliedsländern. So hat z. B. Costa Rica ein Freihandelsabkommen mit Kolumbien unterzeichnet, um den Beitrittsprozess hin zu einer Vollmitgliedschaft in die Wege zu leiten. Kanada, Panama und Spanien sind ebenfalls an einer Mitgliedschaft interessiert und genießen derzeit Beobachterstatus.
 

Vorteile der Alianza del Pacífico

Ein wesentlicher Vorteil der Alianza del Pacífico ist die Abschaffung von 90 Prozent der Zoll- und Handelsbeschränkungen zwischen den Mitgliedstaaten. Im Laufe der kommenden sieben Jahre sollen dann alle bestehenden Handelshemmnisse beseitigt werden, um einen freien Warenverkehr zwischen den Mitgliedstaaten zu ermöglichen.
 
Weiterhin ist geplant, ein Abkommen über die Ursprungsbestimmungen von Waren zwischen den Mitgliedstaaten zu schließen. Dadurch soll die Möglichkeit geschaffen werden, Waren von einem Mitgliedsland in ein anderes zollfrei einzuführen. Ferner wurden die bestehenden Visapflichten zwischen den Staaten aufgehoben, wodurch ein freier Personenverkehr innerhalb der Wirtschaftsunion ermöglicht wird.
 
Des Weiteren wurde die mexikanische Börse in die bereits bestehende Gemeinschaftsbörse „MILA” (Mercados Integrados Latinoamericanos) der Länder Chile, Kolumbien und Peru aufgenommen. Die Verzahnung der vier Börsen wird das Anlagevolumen des einheitlichen Kapitalmarktes vergrößern sowie die Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten erweitern. Für deutsche Investoren ist in diesem Zusammenhang vor allem der Produktionsstandort Mexiko interessant, da das Land neben der Mitgliedschaft in der Pazifik-Allianz zudem als einziger Mitgliedstaat über ein Doppelbesteuerungsabkommen, ein Freihandelsabkommen sowie ein Investitionsschutzabkommen mit Deutschland verfügt. Deutsche Unternehmen, die bereits in Mexiko angesiedelt sind, können somit nicht nur die Vorteile der NAFTA nutzen, sondern von dort aus auch die Märkte der Allianz erschließen.

 

Pazifik-Allianz vs. Mercosur?

Die Mitgliedsländer der Pazifik-Allianz verbindet nicht nur die geostrategische Lage zum größten Ozean der Erde, sondern auch eine wirtschaftlich offene und pragmatisch ausgerichtete Wirtschaftspolitik. Zudem ist sowohl die aktive Außenhandelspolitik als auch das Streben nach einer Handelsausweitung, insbesondere in Richtung Asien, Ausdruck für ein neues Selbstbewusstsein lateinamerikanischer Staaten sowie ein Vorzeigemodell für eine regionale Wirtschaftsunion in Lateinamerika. 
 
Die Bündnispartner der Pazifik-Allianz haben zusammen über 200 Millionen Einwohner und bieten damit einen attraktiven Binnenmarkt. Gemeinsam standen sie im Jahr 2012 für ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von über 2 Milliarden Euro, 40 Prozent mehr als das gesamte BIP Lateinamerikas. Der Welthandelsorganisation zufolge exportierten die Allianz- Staaten im selben Jahr Güter im Wert von über 340 Milliarden Euro und übertrafen damit den stark ideologisch geprägten Wirtschaftsverbund Mercosur (Mercado Común del Sur – Gemeinsamer Markt des Südens) um fast 60 Prozent. 
 
Das hohe Wirtschaftswachstum der vier Pazifikanrainerstaaten in den vergangenen Jahren sowie deren freihandelsorientierte Wirtschaftspolitik stellen somit eine Art Gegenentwurf zu dem eher protektionistischen Mercosur dar. Die Volkswirtschaften der Mercosur-Länder (Argentinien, Brasilien, Uruguay und Venezuela) befinden sich in einer anhaltenden Stagnation. Die wirtschaftliche Ausrichtung des Staatenbundes wird zunehmend durch politische Konflikte zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten geprägt. Zudem erschwert die starre Organisationsstruktur des Mercosur sowie die protektionistische Wirtschaftspolitik einzelner Mitgliedstaaten eine Vertiefung des Integrationsprozesses. Im Vergleich dazu präsentiert sich die neue Pazifik-Allianz als eine flexible Alternative, deren wirtschaftliches Potenzial die bereits bestehenden Staatenbündnisse der Region in den Schatten stellt. 
 
Allerdings sollten deutsche Investoren nicht zu lange abwarten: Zum Selbstverständnis dieser Allianz gehört auch, dass man sich nicht nur auf die traditionellen Handelspartner beschränkt, sondern sich zunehmend den asiatischen Handelspartnern auf der anderen Pazifikseite öffnen möchte. 

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