Strategische Partnerschaft Stadtwerke Haan

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veröffentlicht am 16. September 2013
 
Von Henning Fischer und Tony Wolff
 
Aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen in der Energieversorgungslandschaft sind nicht nur die vier großen Energiekonzerne gezwungen, ihr Geschäftsmodell zu überdenken und sich an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Auch kleinere und mittlere Stadtwerke und Energieversorger sind diesem Veränderungsdruck zunehmend ausgesetzt und suchen nach Möglichkeiten, diesem zu begegnen. Am Beispiel der Stadtwerke Haan GmbH wird im Folgenden beschrieben, wie die Neuorientierung eines Stadtwerkes, kombiniert mit der Suche nach einem strategischen Kooperationspartner, erfolgreich gestaltet werden kann.
 

Kooperationen in der Energiewirtschaft

Für Stadtwerke und ihre Gesellschafter stellt sich heute die drängende Frage, in welchen Geschäftsfeldern zukünftig noch Wachstum generiert werden kann. Die sich bietenden Alternativen sind vielfältig, z.B. die Übernahme von Strom- und Gasnetzen, Investitionen in Erneuerbare Energien oder der Ausbau von Vertriebsaktivitäten. Dies erfordert jedoch den Aufbau von eigenem Know-how und ist häufig mit der Auswahl von externen Partnern für die Unterstützung bei der Entwicklung der neuen Aktivitäten verbunden.
 
Neben der Frage nach zukünftigen Wachstumsmöglichkeiten werden Stadtwerke und Versorgungsunternehmen immer stärker durch die Veränderungen in der Energieversorgungslandschaft beeinflusst. Steigender Wettbewerbsdruck im Vertrieb, verschärfte Regulierungsvorgaben im Netz oder die zunehmende Komplexität bei der Umsetzung der IT- und Kundenwechselprozesse im Shared Service sind hier nur einige Probleme und Aufgaben. 
 
Um nun einerseits durch neue Geschäftsaktivitäten wachsen zu können und andererseits in den bisherigen Geschäftsfeldern den anwachsenden Problemen begegnen zu können, bietet sich den Stadtwerken die Möglichkeit, mit externen Partnern strategische Kooperationen einzugehen. Externe Partner können dabei mit ihrem Know-how und wirtschaftlichen Potenzial sowohl das Wachstum in neuen Aktivitäten schneller voranbringen, als auch die Positionierung in den angestammten Geschäftsfeldern fördern.
 
Die entscheidende Frage, die sich im Zusammenhang mit der Suche nach strategischen Kooperationspartnern stellt, ist: Wie finde ich den „richtigen” Partner für eine langfristig erfolgreiche Kooperation? Dieser Frage haben sich die Stadtwerke Haan gestellt. Den passenden Lösungsansatz haben sie mit Unterstützung von Rödl & Partner gefunden.
 
Ausgangslage und Zielsetzung der Kooperation
Die Stadtwerke Haan GmbH ist mit ihren 36 Mitarbeitern in der ca. 30.000 Einwohner zählenden Stadt Haan für die Erdgasund Trinkwasserversorgung sowie den Betrieb von Tiefgaragen zuständig. Im Jahr 2012 wurde zudem die Konzession für die Stromversorgung in Haan an die Stadtwerke Haan vergeben.
 
Im Rahmen des geplanten Aufbaus neuer Geschäftsfelder haben die Stadtwerke ein strukturiertes Bieterverfahren für die Suche eines strategischen Kooperationspartners gestartet. Ziel war es, einen Partner zu finden, mit dessen Unterstützung man die Stromnetz- und Stromvertriebssparte aufbauen, die Straßenbeleuchtung übernehmen und weitere Aktivitäten (z.B. Stromerzeugungsprojekte
im Bereich der Erneuerbaren Energien sowie Breitbandversorgung) entwickeln kann. Neben der Entwicklung neuer Geschäftsfelder war es ein weiteres Ziel, gemeinsam mit dem Partner Synergie- und Optimierungspotenziale im Bestandgeschäft der Stadtwerke zu identifizieren und zu heben.
 
Insgesamt sollte somit ein strategischer Partner gefunden werden, der einerseits den Aufbau der geplanten neuen Geschäftsfelder optimal begleiten kann, der aber andererseits auch in der Lage ist, die Stadtwerke bei der Verbesserung der internen Prozess- und Kostenstrukturen und der Energiebeschaffung zu unterstützen.
 

Umsetzung des strukturierten Bieterverfahrens

In einem ersten Schritt galt es zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sich die Stadtwerke und deren alleiniger Gesellschafter, die Stadt Haan, eine Kooperation vorstellen können. Einige dieser Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sind in der nachfolgenden Grafik dargestellt.
 
Auf Grundlage dieser und weiterer Rahmenbedingungen wurden in Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern ein Zielmodell für die geplante Kooperation erarbeitet und die Auswahlkriterien für das strukturierte Bieterverfahren festgelegt. 
 
In einem zweiten Schritt wurden Sondierungsgespräche mit einem ausgewählten Kreis von potenziellen Kooperationspartnern geführt. Im Rahmen dieser Gespräche wurden die grundsätzlichen Marktinteressen sowie die konkreten strategischen Interessen, Vorstellungen und Konzepte der in Frage kommenden Kooperationspartner in persönlichen Gesprächen eruiert. Hierbei wurde auch erhoben, welche Erfahrungen die potenziellen Partner bei Netzübernahmen und strategischen Beteiligungen besitzen und welche Präferenzen sie in Bezug auf die Zielsetzungen und Handlungsoptionen der Stadtwerke bzw. der Stadt haben. Aufgrund der in den Sondierungsgesprächen gewonnenen Erkenntnisse erfolgte am Ende des zweiten Schrittes eine Konkretisierung des Zielmodells und der Auswahlkriterien.
 
Im Anschluss an die Sondierungsphase wurde der Kreis der Interessenten auf drei Bieter eingegrenzt und diese wurden aufgefordert, ein indikatives Angebot für die Kooperation abzugeben. Grundlage war ein auf Basis des Zielmodells ausgearbeiteter Kriterienkatalog, in dem die wesentlichen Anforderungen, Ziele und Rahmenbedingungen der Kooperation dargelegt waren. In den anschließenden Verhandlungsrunden wurden die einzelnen wirtschaftlichen und rechtlichen Angebote und Vorstellungen der Bieter diskutiert. Dies gab den Bietern die Möglichkeit, ihre Angebote zu verfeinern und auf die Bedürfnisse der Stadtwerke anzupassen. Im Ergebnis lagen am Ende der dritten Phase detaillierte Angebote der Bieter vor.
 
Im vierten und letzten Schritt wurden von den verbliebenen Bietern verbindliche Angebote eingeholt. Diese enthielten neben dem detailliert ausgearbeiteten betriebswirtschaftlichen Kooperationskonzept und den Zielvorstellungen der Bieter auch die Vertragswerke für die rechtliche Umsetzung der Kooperation. Diese Kooperationsgrundlagen wurden hinsichtlich der festgelegten Auswahlkriterien bewertet und somit der Bieter ermittelt, der die Kriterien der Stadtwerke bzw. der Stadt am ehesten erfüllt. Dieser Vergleich sowie die verbindlichen Kooperationsangebote der Bieter wurden dem Stadtrat der Stadt Haan zur endgültigen Entscheidung über das Eingehen einer Kooperation vorgelegt.
 
Der gesamte Prozess der Auswahl eines Kooperationspartners erfolgte selbstverständlich in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat der Stadtwerke sowie den entsprechenden Gremien und Entscheidungsträgern der Stadt Haan. Die Verhandlungen mit den Bietern wurden aus einem Team bestehend aus der Geschäftsführung der Stadtwerke sowie einem Rechtsanwalt und einem betriebswirtschaftlichen Berater von Rödl & Partner geführt.
 

Ergebnisse der Kooperationspartnersuche

Als favorisiertes Kooperationsangebot hat sich im Rahmen des strukturierten Bieterverfahrens das Angebot der RWE Deutschland AG (nachfolgend: RWE) durchgesetzt. Auf Basis dieses verbindlichen Angebotes hat der Stadtrat eine positive Entscheidung zur geplanten Kooperation getroffen und damit den Weg für die strategische Neuausrichtung der Stadtwerke geebnet.
 
RWE beteiligt sich im Zuge einer Kapitalerhöhung mit 25,1 Prozent an der Stadtwerke Haan GmbH. Als Einlage sind das örtliche Stromnetz, die Straßenbeleuchtung sowie Barmittel für Investitionen in energiewirtschaftliche Aktivitäten vereinbart. Das Stromnetz soll für 20 Jahre an RWE verpachtet werden, wobei kundennahe Teilleistungen der Netzbetriebsführung bei den Stadtwerken angesiedelt werden sollen. Ferner wird in Zusammenarbeit mit der RWE bei den Stadtwerken ein eigener Stromvertrieb aufgebaut. Zur Umsetzung der Kooperation wird ein Expertengremium aus Mitarbeitern der Stadtwerke und der RWE eingerichtet, das die vorhandenen Synergiepotenziale im Betrieb der Strom-, Gasund Wassernetze und in anderen Geschäftsbereichen identifizieren soll.
 
Neben dem Aufbau der Stromnetz- und Stromvertriebssparte wurde auch im Bereich der Erzeugung eine enge Zusammenarbeit vereinbart. So ist z.B. vorgesehen, dass die Stadtwerke mit Unterstützung der RWE regenerative Erzeugungsprojekte entwickeln und / oder sich an solchen beteiligen. Dabei sollen auch die vorhandenen Potenziale bei regenerativen Energien und die Möglichkeiten von Energieeffizienzverbesserungsmaßnahmen in der Stadt Haan analysiert und auf dieser Basis konkrete Projekte geprüft werden.

Im Ergebnis haben die Stadtwerke Haan somit einen strategischen Kooperationspartner gefunden, mit dem sie nicht nur neue Geschäftsfelder erschließen, sondern auch ihre internen Prozess- und Kostenstrukturen verbessern können. Die betriebswirtschaftliche und rechtliche Begleitung des kompletten Auswahl- und Transaktionsprozesses lag hierbei in den Händen eines auf solche Kooperationsvorhaben spezialisierten Teams aus Rechtsanwälten und betriebswirtschaftlichen Beratern von Rödl & Partner.
 
Rahmenbedingungen und Voraussetzungen 

Kontakt

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Tony Wolff

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