Planung und Optimierung der Strom- und Gasnetzsparten

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erstmals veröffentlicht am 08. Dezember 2014; Zuletzt aktualisiert am 08. September 2020


Der regulierte Netzbereich stellt nach wie vor den größten Ergebnis- und Werttreiber für deutsche Energieversorgungsunternehmen dar. Der steigende Regulierungsdruck führt jedoch zu merklichen Herausforderungen für die Netzsparten. Empfindliche Kostenkürzungen sowie die voraussichtliche Reduktion der kalkulatorischen Eigenkapitalzinssätze in der nächsten Regulierungsperiode erzeugen Unsicherheiten. Die zahlreichen Beschwerdeverfahren der Netzbetreiber verdeutlichen die erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Festlegungen seitens der Regulierungsbehörden. Hinzu kommt ein steigender Investitionsbedarf, insbesondere auf der Stromverteilnetzebene, durch die Einbindung einer Vielzahl an dezentralen Erzeugungsanlagen, der zunehmenden Elektro-Mobilität sowie der Sektorenkopplung. Diese Entwicklungen machen ein verstärktes Controlling der regulierten Netzsparten erforderlich, um die Ergebnisbeiträge auch zukünftig zu sichern und um Optimierungspotentiale zu erkennen. Vor diesem Hintergrund bildet das Netzkostensimulationstool R2DSO von Rödl und Partner die ideale Lösung zum nachhaltigen Ergebniscontrolling. 


Funktionsweise und Zielsetzung

Das Netzkostensimulationstool („R2DSO”) beinhaltet neben den regulatorischen Anforderungen alle wesentlichen betriebswirtschaftlichen Aspekte eines Netzbetreibers. Durch die Umsetzung in MS-Excel sind alle Rechenschritte für den Anwender transparent und ermöglichen eine intuitive Bedienung. Im Vergleich zu Datenbanklösungen ist eine Anpassung des Tools an individuelle Anforderungen problemlos möglich. Innerhalb der Simulation stehen dabei folgende Ziele im Mittelpunkt:

 

 

 

 

Im Zuge der Berechnung werden die komplexen Zusammenhänge und Abhängigkeiten der verschiedenen Planungsparameter konsistent abgebildet. Dabei werden werttreibende und steuerungsfähige Faktoren, wie Investitionszeitpunkte, aufwands- oder vermögensseitige Buchung von Maßnahmen oder regulatorisch optimale Nutzung von Eigen- und Fremdleistungen individuell vom Entscheider vorgegeben. Über einen integrierten Planungsansatz für die jeweilige Netzsparte mit Bildung einer Aktivitäten-Gewinn- & Verlustrechnung, Plan-Bilanz und Plan-Kapitalflussrechnung wird der komplette Erlöspfad der nächsten Regulierungsperiode simuliert. Auf Basis von Kennzahlen können dann Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung aller wesentlichen Zusammenhänge abgeleitet werden.

Hierzu werden im Simulationstool die individuellen Einflussfaktoren wie kalkulatorische Kostenbestandteile, aufwandsgleiche Kosten sowie kostenmindernde Erlöse und Erträge des Entscheiders geplant.


Durch unterschiedliche Prämissen werden Gestaltungsspielräume identifiziert und deren Auswirkungen im Planungszeitraum sichtbar gemacht. Bereits automatisiert erfolgt eine Szenarioanalyse über die Variation einzelner Einflussfaktoren. Diese werden transparent und nachvollziehbar ausgewiesen. Durch eine integrierte Plan-Gewinn- und Verlustrechnung und Plan-Bilanz werden die Auswirkungen der verschiedenen Szenarien auf Ergebnisse und Kennzahlen des Netzbetriebs unter handelsrechtlichen Aspekten dargestellt.

 

Umsetzung

Um der Langlebigkeit der einzelnen Anlagengruppen gerecht zu werden, erfolgt die Planung über einen Betrachtungszeitraum von zwanzig Planjahren. Die Ausgangsbasis der Simulation sind der genehmigte B2-Bogen der letzten Kostenprüfung, die jährlichen Anträge zum Kapitalaufschlag gem. §10a ARegV und die des Regulierungskontos gem. § 5 ARegV. Im Rahmen der Erstbefüllung werden zur Erfassung des Ist-Standes die Ist-Kosten des betrachteten Unternehmens auf Basis der (Sparten-)Gewinn- und Verlustrechnung sowie der (Sparten-)Bilanz in das Tool eingepflegt. Zur Ermittlung der zukünftigen kalkulatorischen Kostenbestandteile (kalk. Abschreibungen, kalk. Eigenkapitalverzinsung und kalk. Gewerbesteuer) werden sämtliche Ist-Daten (B2-Bogen, Anlagenzugänge, Anlagenabgänge) auf den für das Fotojahr relevanten Stand aktualisiert.

Die für die Bestimmung der kalkulatorischen Eigenkapitalverzinsung und der kalkulatorischen Gewerbesteuer notwendigen Daten wie z.B. das Umlaufvermögen, das Abzugskapital und andere relevante regulatorische Größen werden aus der sich iterativ entwickelnden Plan-Bilanz entnommen. In dieser Plan-Bilanz können die einzelnen Positionen individuell über den Betrachtungszeitraum fortgeschrieben bzw. den Erfordernissen entsprechend simuliert werden. Der Kapitalkostenverlauf zeigt dann die Entwicklung der kalkulatorischen Restwerte und der daraus abgeleiteten Eigenkapitalverzinsung über den Planungszeitraum an.

 

Die Balance zwischen Investitions- und Instandhaltungsmaßnahmen hat einen wesentlichen Einfluss auf die Höhe von OPEX (Operational expenditure) und CAPEX (Capital expenditure). Die Verteilung auf erfolgswirksame Maßnahmen und Investitionen kann genau wie der Maßnahmenzeitpunkt in der Simulationsrechnung variiert werden, um unterschiedliche Auswirkungen auf die Entwicklung der zukünftigen Erlösobergrenze darzustellen. Außerdem können maßnahmenscharf Eigenleistungsanteile variiert und bei Instandhaltungsaufwendungen die Kostenbestandteile auf die verschiedenen Aufwandspositionen verteilt werden. Die sich ergebenden Veränderungen der Planung werden berechnet und dem Anwender unmittelbar angezeigt.

 

Für die Simulation der aufwandsgleichen Kosten und der sonstigen Erlöse/Erträge ist ebenfalls ein Erfassungsbereich hinterlegt. Hier ist es möglich, die Aufwands- und Ertragspositionen unter Annahme von diversen Prämissen über den Planungszeitraum zu simulieren. Die Simulationsergebnisse der verschiedenen Kostenbestandteile werden in einem Kosten-BAB zusammengefasst und in die Erlösobergrenzenermittlung überführt. Im Anschluss wird die, auf Basis dieser Gesamtdaten ermittelte, Erlösobergrenze in die Plan-Gewinn- und Verlustrechnung übertragen. Hierdurch ist es möglich, neben der regulatorischen auch die handelsrechtliche Ergebnisentwicklung des Netzbetriebs darzustellen. Die mitlaufende Bilanz bedient beispielsweise durch die iterativ ermittelte Kapitalstruktur weitere Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung. Eine integrierte Plan-Kapitalflussrechnung rundet die Entwicklung der Finanz-, Vermögens- und Ertragslage ab.

 

Die Ergebnisse werden über den gesamten Betrachtungszeitraum von 20 Jahren in einem Ergebnis-Dashboard zusammengefasst. In diesem werden alle wesentlichen Eingabeparameter, Kennzahlen und Entwicklungen grafisch auf einen Blick dargestellt.

 

 

Ergebnis-Dashboard

Abbildung 2: Ergebnis-Dashboard

 

In einem zweiten Dashboard werden die Auswirkungen auf ausgewählte Kennzahlen durch Variation der zukünftigen Investitionshöhe, Anerkennung der Netzkosten, Höhe der Eigenkapital- und Fremdkapitalzinssätze sowie die Veränderung der regulatorischen Größen dargestellt. Der Anwender kann so die Auswirkungen einzelner Maßnahmen oder ihrer Gesamtheit erkennen und den für ihn optimalen Maßnahmenplan im Hinblick auf die Kostenprüfung, die Ergebnis- bzw. Vermögensentwicklung sowie den Finanzbedarf ableiten.

 

Fazit

Die Ergebnisse des Netzkostensimulationstools lassen sich direkt in den spartenübergreifenden Wirtschaftsplan integrieren und erhöhen somit die Planungssicherheit für Management und Gesellschafter. Im Ergebnis schafft das Netzkostensimulationstool als Reaktion auf den zunehmenden Regulierungsdruck eine erhöhte Transparenz und zeigt Chancen zur Ergebnissteigerung auf. Die Nutzung ermöglicht eine frühzeitige Anpassung der Planung auf aktuelle Entwicklungen und die Einleitung von Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung. Das Netzkostensimulationstool von Rödl und Partner stellt somit ein leistungsfähiges Werkzeug zur Steuerung der Strom- und Gasnetzsparte dar.

Eine Vorstellung des Simulationstools in Ihrem Hause ist auf Wunsch jederzeit möglich. Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Netzkostensimulationstool R2DSO – Nachhaltige Ergebnissteuerung regulierter Strom- & Gasnetzsparten

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