Die 5-D® der Energiewirtschaft

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veröffentlicht am 1. Juni 2023




Die wichtigsten Erkenntnisse unserer aktuellen Marktstudie über die Auswirkungen der Megatrends Dekarbonisierung, Dezentralisierung, Digitalisierung, Demografie und Diversifizierung auf Stadtwerke und Energieversorger.


Können Sie sich in Ihren vielen Berufsjahren in der Energiewirtschaft an eine turbulentere, besorgniserregendere und dynamischere Zeit erinnern? 

Die aktuelle Lage stellt die Energiebranche vor beispiellose Herausforderungen: Kaum haben Stadtwerke und Energieversorger die Corona-Pandemie erfolgreich mit einem Digitalisierungsschub gemeistert und den Blick für die Cybersecurity ihrer kritischen Infrastruktur geschärft, sieht sich die Energiewirtschaft mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine konfrontiert. Die deutsche Energieversorgungssicherheit steht infrage, während die letzten Atomkraftwerke stillgelegt werden. Gleichzeitig schwebt das Damoklesschwert des Klimawandels über uns, der verheerende Naturkatastrophen mit sich bringt und unsere Gesellschaft zu verstärkten Bemühungen um Dekarbonisierung in allen Sektoren zwingt. 

Die tiefgreifenden Transformationsprozesse rund um die 5-D© (Dekarbonisierung, Dezentralisierung, Digitalisierung, Demografischer Wandel und Diversifizierung) der Energiewirtschaft beschleunigen sich und erfordern unternehmerische Antworten: Die Dekarbonisierung und Dezentralisierung – eine schneller umzusetzende Energiewende, die Digitalisierung der Geschäftsprozesse und energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette, der Erhalt der Leistungsfähigkeit des Unternehmens trotz drohender Kompetenzverluste und Fachkräftemangels im Zuge des demografischen Wandels sowie die in der Konsequenz umzusetzende Diversifizierung der Geschäftsmodelle hin zu einem lokalen, nachhaltigen und multifunktionellen Energiedienstleister bleiben zentrale strategische Herausforderungen aller Entscheider in der Branche. 

Darüber hinaus müssen Stadtwerke und Energieversorger ihren Aufgaben im Rahmen der Daseinsvorsorge gerecht werden. Auch zukünftig erwarten die kommunalen Gesellschafter entsprechende Ergebnisbeiträge. Die Fähigkeit zur Innovation, Veränderungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit werden darüber entscheiden, wer sich im Energiemarkt der Zukunft behaupten kann - eine existenzielle Frage. 

Mit der aktuellen Marktstudie zu den 5-D© der Energiewirtschaft haben wir untersucht, wie Geschäftsführer und Entscheidungsträger von Stadtwerken und Energieversorgungsunternehmen die Auswirkungen der fünf wichtigsten makroökonomischen Megatrends auf ihre Unternehmen beurteilen. Denn klar ist: Kein Energieversorger wird sich diesen Entwicklungen entziehen können. Darum liefert die Gesamtbetrachtung unserer Studie wertvolle Erkenntnisse mit dem Ziel, ein ganzheitliches Verständnis für die Energiewirtschaft aus Sicht von Stadtwerken und Energieversorgern zu entwickeln, um Ihnen im Folgenden wertvolle Impulse zu geben. Damit können Sie Ihren eigenen Standpunkt besser beurteilen und notwendige Maßnahmen für Ihre Unternehmensstrategie ableiten.

Energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen

Obwohl die Studienteilnehmer die wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens immer noch als „sehr gut” oder „gut” empfinden, gibt knapp die Hälfte der Studienteilnehmer an, die Renditeforderungen der Gesellschafter vor dem Hintergrund des tiefgreifenden strukturellen Umbaus des Energieversorgungssystems sowie sinkender Netzrenditen kaum bzw. nicht mehr erfüllen zu können. Folgerichtig misst die Mehrheit der Studienteilnehmer der strategischen Planung eine hohe Priorität bei.

Dezentralisierung und Dekarbonisierung (Energiewende)

Als lokale Akteure der Energiewende sind Stadtwerke und Energieversorger in Bezug auf den kommunalen Klimaschutz besonders gefordert. Der überwiegende Teil der Studienteilnehmer glaubt aber, dass sich Investitionen in die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft langfristig positiv auf den wirtschaftlichen Unternehmenserfolg auswirken werden. Entsprechende Investitionen werden aktuell primär in die Photovoltaik, die Fern- und Nahwärme sowie den Stromnetzausbau getätigt.

Allerdings befinden sich die meisten Unternehmen noch in der Planungs- und Findungsphase, wenn es um eine kommunale Klimaschutzstrategie geht. Hier gibt es aus Sicht der Befragten noch großen Nachholbedarf. Insbesondere in der Wärmeversorgung schlummert erhebliches Potenzial zur Dekarbonisierung. Dennoch existiert in den seltensten Fällen eine kommunale Wärmeplanung. Dahingehend sehen die Energieversorger das größte technologiebasierte Potenzial zur CO2-Reduktion in der Fernwärme, der Solarthermie und in Wärmepumpen. 

Auch wenn Gasnetze in Deutschland noch auf absehbare Zeit eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung spielen werden, erscheint eine Bewerbung um Gaskonzessionen für die Studienteilnehmer aktuell und perspektivisch nicht mehr sinnvoll. 

Digitalisierung

Natürlich hat die Digitalisierung längst bei den Stadtwerken und Energieversorgern Einzug gehalten. Doch wo stehen sie in Sachen neuer Technologien sowie einer agilen Unternehmenskultur wirklich?

Gemäß den Studienergebnissen beschäftigen sich Stadtwerke hauptsächlich mit den Möglichkeiten von Mobile- und Social-Media-Technologien. Weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer setzen sich dagegen mit Cloud-Computing, Internet of Things (IoT), KI, Big Data oder der Blockchain auseinander. Hier besteht ebenfalls Nachholbedarf. 

Auch ein strukturiertes Innovationsmanagement ist bei kaum einem Unternehmen vorhanden. Die meisten Unternehmen stehen hier noch am Anfang einer kulturellen Transformation. Anforderungen an eine agile Unternehmenskultur, an Führungskräfte als digitale Leader sowie an zunehmende Digitalisierungskompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zwar erkannt, jedoch hapert es oft noch an der Umsetzung.

Dagegen haben die meisten Unternehmen das Thema des mobilen Arbeitens für sich erschlossen und die gesetzlichen Anforderungen an den Datenschutz umgesetzt. Auch hinsichtlich der Cybersecurity fühlen sich die Stadtwerke/Energieversorger gut gerüstet.

Demografie

Die demografische Entwicklung in Deutschland bringt gesellschaftlich wie auch wirtschaftlich eine Vielzahl von schwerwiegenden Veränderungen mit sich. Insbesondere das Ausscheiden der sogenannten Babyboomer-Generation wird eine erhebliche Auswirkung auf die gesamtwirtschaftliche Leistung Deutschlands haben. Das Studienergebnis zeigt auf, dass beinahe alle Studienteilnehmer den Fachkräftemangel in ihrem Unternehmen und insbesondere in technischen Bereichen zu spüren bekommen. 

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheiden in den nächsten zehn Jahren aus den Unternehmen aus, was eine Vorbereitung des unerlässlichen Wissenstransfers erfordert. Es gilt, das Know-how der erfahrenen Mitarbeiter an die jüngere Generation weiterzugeben und dafür Sorge zu tragen, dass das Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich sein kann.

Für vakante Stellen finden sich geeignete Kräfte in erster Linie über persönliche Empfehlungen. Darüber hinaus sind Social Media Marketing und Tageszeitungen die beliebtesten Recruiting-Kanäle. Es ist jedoch wichtig, hierbei auch die Bedeutung einer Employer-Branding-Strategie zu erkennen und sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.

Das Gehaltsniveau wird von den meisten Unternehmen als wettbewerbsfähig eingeschätzt, jedoch bedarf es einer teilweisen Überprüfung. Die Meinungen der Studienteilnehmer zu den positiven Effekten einer leistungsorientierten Vergütung gehen auseinander. Jedoch besteht Einigkeit darüber, dass eine angemessene Bezahlung von großer Bedeutung ist, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden.

Diversifizierung

Energieversorger stehen vor der Herausforderung, sich zu diversifizieren und integrierte Versorgungslösungen für Mobilität, Strom und Wärme zu entwickeln. Diese sind von höchster Relevanz. Eine vielversprechende Möglichkeit ist auch das Thema "Smart City". Obwohl bisher nur teilweise Know-how zur Planung und Umsetzung vorhanden ist, kann es zur Nachhaltigkeit und Effizienzsteigerung beitragen.

Darüber hinaus fühlen sich die meisten Energieversorger in der Lage, ganzheitliche Quartiersentwicklungen durchzuführen und verfügen insbesondere in Bezug auf Wärme/BHKW und Strom/Mieterstrom über das entsprechende Know-how. Dies ermöglicht es ihnen, komplexe Lösungen anzubieten, die eine umfassende Versorgung der Kunden mit Energie gewährleisten.

Ein weiteres Interesse von Stadtwerken liegt in der Erbringung von Dienstleistungen für Kommunen, insbesondere in den Bereichen der E-Mobilitätsinfrastruktur, Abrechnungen und Straßenbeleuchtung. Durch die Bereitstellung dieser Dienstleistungen tragen sie nicht nur zur Modernisierung und Verbesserung der Infrastruktur bei, sondern auch zur Reduzierung der Umweltbelastung und damit zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung.

Im Bereich Breitband/Telekommunikation beschränken sich die meisten Energieversorger bisher auf den Netzausbau mit anschließender Verpachtung oder das Mitverlegen von Leerrohren. Es besteht jedoch noch erhebliches Potenzial für weitere Dienstleistungen. 

Fazit

Insgesamt zeigt sich, die Treiber des Wandels in der Energiebranche sind vielfältig. Die Auswirkungen der 5-D© stufen die Energieversorger für ihr Kerngeschäft mitunter als gravierend ein. Die Entwicklung von integrierten Versorgungslösungen und die Diversifizierung des Geschäfts sind unerlässlich, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Stadtwerke sind hierbei in einer besonderen Position, da sie durch ihre enge Verbindung zu den Kommunen und den Bürgern mit ihrer vertrauenswürdigen Unternehmensmarke in der Lage sind, innovative und nachhaltige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. 

Mittel- und langfristig besteht die unternehmerische Herausforderung darin, das Unternehmen in diesem komplexen und vielschichtigen Umfeld „auf Kurs zu halten”. Voraussetzung hierfür ist, dass der eigene Standpunkt gefestigt, die Großwetterlage zutreffend eingeschätzt und die Zielkoordinaten bekannt sind. Daher empfehlen wir, die Herausforderungen und Potenziale der 5-D© vor dem Hintergrund der unternehmensindividuellen, insbesondere personellen und finanziellen Ressourcen zu reflektieren und eine passgenaue Unternehmensstrategie abzuleiten. Dies ermöglicht es den Stadtwerken, individuelle Schwerpunkte zu setzen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern.



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