Strategisches Erhaltungsmanagement für die Straßeninfrastruktur

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​​​​Konzeption und Chancen
 
Von Heiko Pech
veröffentlicht am 2. September 2013
  
Der Zustand der kommunalen Straßeninfrastruktur ist in den vergangenen Jahren immer schlechter geworden. Viele Kommunen sind an einem Punkt angelangt, wo es weder aus Nutzersicht noch wirtschaftlich so weiter gehen kann. Mit einem strategischen Erhaltungsmanagement werden nun die Zielsetzungen für den Erhalt der Straßeninfrastruktur neu ausgerichtet und gleichzeitig die Steuerungsgrundlagen für die Zukunft geschaffen. Dies ist notwendig, da sich künftige Anforderungen an Mobilität und Verkehr wandeln.
  

Immer mehr Nutzungseinschränkungen

Die Qualität der Straßeninfrastruktur wird in regelmäßigen Abständen durch Zustandsbefahrungen ermittelt und durch Zuordnung von Straßenflächen in Zustandsklassen dokumentiert. In der Mehrjahresbetrachtung ist eine Verschiebung zwischen den Zustandsklassen festzustellen. Immer mehr Straßenflächen werden in den an Schulnoten orientierten Qualitätsstufen 4 und 5 eingestuft. Die Konsequenz daraus sind zustandsbedingte Nutzungseinschränkungen durch Sperrungen und/oder Geschwindigkeitsreduzierungen. Auch die Wirtschaftlichkeit leidet dramatisch. Der Anteil von kleinflächigen Unterhaltsmaßnahmen an allen Straßenerneuerungsmaßnahmen wird immer höher. Die Folge: Die Lebenszykluskosten steigen.
 

Keine Abkehr von der klassischen Finanzierung

Der verfügbare Finanzrahmen wird nicht vom Bedarf her abgeleitet, sondern aus den verfügbaren Deckungsmitteln im Gesamthaushalt. In Zeiten der Haushaltskonsolidierung sind die Finanzmittel für die Straßeninfrastruktur häufig eine HSK-Manövriermasse. Eine geringere Nutzerqualität der Straßeninfrastruktur ist die Folge. Nutzerfinanzierungen, wie z. B. die Der Zustand der kommunalen Straßeninfrastruktur ist in den vergangenen Jahren immer schlechter geworden. Viele Kommunen sind an einem Punkt angelangt, wo es weder aus Nutzersicht noch wirtschaftlich so weiter gehen kann. Mit einem strategischen Erhaltungsmanagement werden nun die Zielsetzungen für den Erhalt der Straßeninfrastruktur neu ausgerichtet und gleichzeitig die Steuerungsgrundlagen für die Zukunft geschaffen. Dies ist notwendig, da sich künftige Anforderungen an Mobilität und Verkehr wandeln. City Maut, sind auf absehbare Zeit in Deutschland kaum vorstellbar. Deswegen müssen Optimierungen im System erfolgen.
  

Ziele eines strategischen Erhaltungsmanagements

Der Ausweg aus der Sackgasse kann über ein strategisches Erhaltungsmanagement gelingen. Die aus dem Blick verlorenen Ziele im Straßenunterhalt werden wieder stärker betont und neu justiert:
  • Verkehrssicherheit: Eine qualitativ hochwertige Straßeninfrastruktur bietet allen Nutzern mehr Sicherheit.
  • ÖPNV-Nutzung: Ein leistungsfähiger ÖPNV benötigt ein gut bedienbares Netz zur attraktiven Taktumsetzung sowie zur Vernetzung der Verkehre.
  • Standortqualität: Geringe zustandsbedingte Nutzungseinschränkungen aufgrund von Teil- und/oder Vollsperrungen erhöhen die Standortqualität.
   

Konzeption für das strategische Erhaltungsmanagement

 

Die Straßenflächen und Verkehrsanlagen werden in Straßendatenbanken abgebildet. Dadurch entsteht eine Analysebasis zur Vermeidung von unwirtschaftlichen Erhaltungsmaßnahmen (regionale kleinflächige Unterhaltung, punktuelle grüninduzierte Verkehrssicherungen, etc.) und zur strategischen Neuausrichtung in oben beschriebenen Handlungsfeldern „Verkehrssicherheit”, „ÖPNV-Nutzung” und „Standortqualität”. Die in diesen Handlungsfeldern verfolgten Ziele werden im Haushaltsplan dargestellt.
  
Haushaltsplan 2014 
  
Im Bereich Ergebnisse / Wirkungen werden die politisch verfolgten Ziele dargelegt. Die für die Zielerreichung notwendige Qualität sowie der Leistungsumfang werden als Budgetgrundlage und bereitzustellende Ressourcen ausgewiesen.
 
Die Budgets sollten vom Fachamt flexibel bewirtschaftet und in der Höhe so bemessen sein, dass die politisch vereinbarten Ziele auch erreicht werden können. Dadurch entsteht eine klare Zuordnung von Verantwortung. Um dieser gerecht zu werden, gehört zum strategischen Erhaltungsmanagement eine passgenaue Kosten- und Leistungsrechnung (KLR). Der Aufbau der KLR kann sich am Fachkonzept der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) orientieren.
 
Die strategische Steuerung geht vom Erhaltungsaufwand in Euro pro m2 aus. Für die Komponenten der Straßenerhaltung werden zurechenbare Leistungen und Kosten praxisorientiert vorgegeben. Durch die Abbildung der Kosteneinflussgrößen in der KLR und durch die Nutzung von KLR-Informationen werden dem strategischen Erhaltungsmanagement wichtige Impulse zur Optimierung der Budgets und der Lebenszykluskosten gegeben. Durch ein standardisiertes Berichtswesen können sowohl dem Ausschuss als auch dem Rat schnelle und entscheidungsorientierte Informationen bereitgestellt werden. Der Aufwand für das strategische Erhaltungsmanagement kann durch eine Verzahnung von Finanz- und Fachverfahren (Straßendatenbank, Gewährleistungsmanagement, Kontrolldaten, etc.) begrenzt werden.
 

Umsetzungsvoraussetzungen

Zur Umsetzung eines strategischen Erhaltungsmanagements sind verschiedene Voraussetzungen zu schaffen. Zunächst sollte die mit der Doppik-Einführung erarbeitete Produktstruktur kritisch betrachtet werden. Im Produkt „Straßen, Wege, Plätze” sind nur Sachverhalte abzubilden, die tatsächlich einen Beitrag zum Straßenerhalt leisten. Aufwendungen für den Winterdienst oder die Straßenreinigung leisten genauso wenig einen Beitrag wie die Ergebnisse aus der Parkraumbewirtschaftung. Als Best Practice für den Produktzuschnitt empfiehlt sich das dargestellte Modell der FGSV.
 
Des Weiteren sind die internen Prozesse zu betrachten. Eine durchgängige Verzahnung von Auftrags- und Finanzwesen ist unerlässlich. Nur eine stärkere Betonung von fachlichen Belangen im Auftragsmanagement (Auftragssteuerung, Gewährleistung, Budgeteinhaltung, etc.) steigert die Effizienz und schafft Freiräume für neue Aufgaben bei der Umsetzung eines strategischen Erhaltungsmanagements.
 
Beim Zusammenspiel von externen und internen Dienstleistern sind die aggregierten Unterhaltskosten auf Optimalität hin zu prüfen. Eine Veränderung in Wertschöpfungstiefe kann zu einer Budgetoptimierung führen.
 
Die mögliche Betriebsform – Amt oder ausgegliederte Einheit – sollte mit Bedacht gewählt werden. Bei Ausgliederungen müssen die strukturbedingten Mehrkosten kompensiert werden. Ob dies mit einer besseren Steuerung und mehr Flexibilität gelingt, sollte sachorientiert und nicht zielorientiert entschieden werden.
 

Straßeninfrastrukturplan

In der Stadt von morgen nimmt Mobilität und Verkehr eine herausragende Stellung ein. Eine emissionsarme und zuverlässige Mobilität wird zu dem Standortfaktor im urbanen Raum. Die Verkehrssysteme werden weiter zu multimodalen Mobilitätssystemen verschmelzen. Diese erfordern eine nachhaltig nutzbare und qualitativ hochwertige Straßeninfrastruktur. Der Straßeninfrastrukturplan wird in den Städten und Landkreisen zum Masterplan für künftige Entwicklungen.
 

Ausblick

Aktuelle Projekte rund um das Thema „Straße” stimmen hoffnungsvoll, dass in Zukunft der Qualitätsverlust bei der Straßeninfrastruktur gestoppt wird. Der Investitionsstau und die Frage nach der Refinanzierung notwendiger Investitionen werden die Kreativität im Straßeninfrastrukturmanagement erhöhen. Eine Nutzerfinanzierung wird verstärkt Einzug halten. Wahrscheinlich weniger über eine City Maut als mehr über das Angebot von Mehrwertdiensten, auf die das Auto der Zukunft als „smart car” angewiesen sein wird und für die Unternehmen und Nutzer eher bereit sind zu zahlen.
 
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Thomas Seitz

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